Groß St. Martin

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Kirche

Typisch romanisch, gebaut auf römischem Fundament

Stell dir vor, du bist ein römischer Kaufmann auf einem Spaziergang durch die Kölner Rheinvorstadt. Frisch errichtete Häuser aus Stein sind zu sehen, der Duft von Backwaren liegt in der Luft. Die Lebendigkeit der Grenzstadt ist faszinierend – geschäftig laden die Händler*innen Gewürze aus dem Orient und Keramik aus Gallien aus. Germanische und lateinische Sprachfetzen mischen sich im Treiben. Überall siehst du Handwerker*innen bei der Arbeit, während Kinder zwischen den Ständen spielen: römische Ordnung trifft auf germanische Wildheit. 
So mag sich das angefühlt haben, wärst du im 1. Jahrhundert hier gewesen, wo heute Groß St. Martin steht – auf der ehemaligen Kölner Rheinvorstadt, einer Insel, gelegen im Rhein.

Römische Ausgrabungen: vom Fundament

Die alten Kölner Steine sprechen bekanntlich vor allem Latein – denn unter der Stadt liegen überall die Überreste römischer Bauten. Direkt unter Groß St. Martin lag im 1. Jahrhundert n. Chr. vermutlich ein Sportplatz mit einem Wasserbecken, eine Anlage, die nördlich der Alpen so nirgends vorkommt. Nachgewiesen als Erstbebauung ist jedenfalls ein Platz mit vertiefter Fläche und einem Wasserbecken. 
Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gelände aufgeschüttet und es entstand ein Hofraum sowie vier römische Lagerhallen –, vermutlich genutzt für Handelsgüter, wegen ihrer Lage am Rheinufer. Das Kloster gilt heute gesichert gegründet im 10. Jahrhundert; der romanische, heute sichtbare Neubau der Basilika begann jedoch erst im 12. Jahrhundert. 
In den zugänglich gemachten Ausgrabungsbereich unter Groß St. Martin mit den Fundamenten der Lagerhallen, auf denen die Basilika errichtet wurde, kannst du hinabsteigen: die Besichtigung lohnt sich. 

Geschichte – Groß St. Martin als Benediktiner-Abtei

Groß St. Martin ist eine von 12 romanischen Kirchen in Köln. Mit seiner imposanten Größe gibt die Basilika neben dem Kölner Dom ein weithin gut sichtbares Motiv in der fotogenen Kölner Skyline. Vor der heute nachgewiesenen Gründung durch den Kölner Erzbischof Brun im 10. Jahrhundert gab es eine völlig andere Erzählung über die lange Geschichte von Groß St. Martin. So war die ehemals erzählte Gründung durch den Schotten Tilmon im Jahre 690 mit ihrer anschließenden Geschichte von Zerstörung von Kloster und Kirche durch die Sachsen im Jahr 778 sowie dem Wiederaufbau durch den Dänenfürst Olger mit anschließender Zerstörung durch die Normannen noch bis ins Jahr 1900 gültig – seitdem ist es aber sicher: Die gesamte Chronik war nur eine Fälschung des Benediktinermönchs Oliver Legipont aus dem Jahr 1730. Mit dieser Aufdeckung war eine Gründung von Kloster und Kirche in fränkischer Zeit nicht länger belegbar. 

Kirche und Abtei 

Die Geschichte der Basilika Groß St. Martin ist eng mit der Benediktiner-Abtei verknüpft. Über mehrere Jahrhunderte diente sie als Abteikirche des gleichnamigen Klosters, bis zur Säkularisation des Klosters im 19. Jahrhundert; anschließend wurde Groß St. Martin als Pfarrkirche genutzt. Es gibt allerdings wenig Dokumente zur Errichtung und die Erkenntnisse zum Bau stützen sich auf Archäologie und Kunsthistorie. 
Fest steht, dass die Basilika erst im 13. Jahrhundert als vollendet galt, denn in 1150 wurde auch die Kirche beim Brand der Rheinvorstadt in Mitleidenschaft gezogen – beschädigte Teile wurden vermutlich komplett abgerissen. In 1185 gab es einen weiteren Brand. Erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts stemmte man aus den Wänden über den Seitenschiffen die Laufgänge und Nischen des Triforiums. Auch das Schiff wurde um fünf Meter verlängert und man ergänzte die zweijochige Vorhalle im Westen.

Groß St. Martin: eine der 12 romanischen Kirchen Kölns

Als eine der 12 romanischen Kirchen Köln ist Groß St. Martin ein markantes Beispiel romanischer Architektur. Die Basilika zeichnet sich durch massive Mauern und schwere Pfeiler aus, typisch für den romanischen Stil. Besonders auffällig ist der quadratische Vierungsturm mit den vier Flankentürmen. Rundbögen prägen sowohl Fenster als auch Portale und unterstreichen die architektonische Strenge und Funktionalität. Das quaderförmige Mauerwerk betont die Robustheit der Struktur. Das Gestaltungsprinzip der staufischen Romanik ist deutlich zu sehen: so steigern sich Komplexität von Formen und Strukturen horizontal von Westen nach Osten sowie vom Sockel bis hinaus zum obersten Turmgeschoss.
Die zwölf romanischen Kirchen – so genannt, weil ihre Architektur tatsächlich ja auf die Römer mit ähnlichen Rundbögen, Säulen und Pfeilern anspielt – gruppieren sich in einem Halbkreis um die Kölner Innenstadt. Alle entstanden zwischen 1150 und 1250; auch Groß St. Martin wurde erst im 13. Jahrhundert vollendet – und bis ins 19. Jahrhundert wurden kaum mehr Modifikationen vorgenommen. Einzige Ausnahme: Wiederherstellungsmaßnahmen, so zum Beispiel für das Dach des Vierungsturms, das ein Feuer im Jahr 1378 zerstörte. Oder anlässlich der Sturmschäden im Jahr 1434. 

Zur jüngeren Geschichte 

Im Zweiten Weltkrieg wurde Groß St. Martin erheblich beschädigt. Die anschließenden Wiederaufbaumaßnahmen liefen über 40 Jahre. In dieser Zeit wandelte sich die Einstellung in der Denkmalpflege und Kunstgeschichte zur Wertschätzung des Gestaltungswillens von Künstler*innen des 19. Jahrhundert. Diesem Umstand ist der Erhalt der Ausmalungsfragmente des Innenraums aus dem 19. Jahrhundert zu verdanken. Groß St. Martin ist die einzige romanische Kirche in Köln mit dieser Ausmalung. 

Belebt von den Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem

Mit täglichen Gebeten, Messen sowie weiteren Veranstaltungen zu allen Feiertagen ist Groß St. Martin eine aktive Kirche. Neben der Möglichkeit zur Besichtigung des Innenraums hast du auch die Option, zu den die Ausgrabungsfundamenten hinabzusteigen. 

Gut zu wissen

Öffnungszeiten

Ruhetage: Montag

Eignung

  • Schlechtwetterangebot

  • für Gruppen

  • für Schulklassen

  • für Familien

  • für Individualgäste

Zahlungsmöglichkeiten

Eintritt frei

Anreise & Parken

Der Fußweg vom Kölner Hauptbahnhof beträgt circa 7 Minuten.

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